Alternative Heilmethoden

Ich beschäftige mich nun schon seit vielen Jahren mit der Homöopathie, Bachblüten, Phytotherapie und nach den Erfolgen, die wir bei unseren immunschwachen Fohlen nach ersten schweren Wochen erzielen konnten, auch mit den Schüssler Salzen. Bedingt durch meinen besten Ehemann von allen, der als Architekt die Lehre der Geomantie in seine Planungen einbezieht, waren wir auch lange Zeit im Radiästhetischen Verein Mitglied. Später waren es auch die Heilkräfte der Aromatherapie und der Edelsteine, die mich faszinierten – wobei die bei Pferden nicht so gut anwendbar sind, wenn man nicht gerade das Risiko eingehen will, mit dem Duftlämpchen den Stall abzufackeln oder täglich neue Edelsteine kaufen zu müssen, weil sie in der Einstreu verloren gehen.

Dazu kommt, dass ich zu der Eso-Fraktion gehöre und Krankheiten nicht als Schicksalsschlag sondern Lebensaufgaben sehe. Das brachte mich dann auch dazu, mich mit Krankheit und Heilung intensiver zu beschäftigen, denn was ich kenne, davor fürchte ich mich weniger.

Bislang trugen die Tierheilpraktiker, denen ich begegnete aber wenig dazu bei, diesen Beruf als meine Berufung zu sehen. Mir waren sie teilweise eher suspekt, weil einige von ihnen entweder jegliche Erdung verloren hatten und jenseits des Fassbaren lustwandelten oder sich selbst nicht gefunden hatten.

Ich habe große Zweifel – ob berechtigt oder nicht, mag ich nun einmal dahingestellt lassen – wenn Menschen, welche sich zum Heilen und Helfen berufen fühlen nicht bereit sind an sich selbst zu arbeiten und den ersten Schritt zur eigenen Selbstfindung damit nicht gehen wollen, aber als Ausbilder anderen Suchenden als Leitfigur dienen sollen – oder wie soll man die Tierheilpraktikerin und Reikimeisterin verstehen, die von sich selbst sagt, dass sie unter Bindungsängsten leidet und darum nur verheiratete Partner sucht … wenn ich mir aber solche Leute zum Vorbild nehmen soll, dann passt das nicht zusammen mit meiner Vorstellung von Ethik und Moral, denn als ich sie fragte, ob sie nicht das Gefühl hat, dass sie ihr Karma belastet, wenn sie eine Affäre mit einem verheirateten Familienvater eingeht und riskiert, dass sie eine Ehe zerstört, bekam ich zur Antwort, dass sei dann eben die Lebensaufgabe dieser betrogenen Frau und sie hilft ihr im Prinzip, diese zu erkennen und zu lösen … aha.

Je mehr Tierheilpraktiker und Meister ihres Faches ich kennen lernte, desto mehr zweifelte ich an der Richtigkeit, diesen Weg gehen zu wollen, denn wenn die Voraussetzung für den Beruf die war, dass man erst einmal sein Gewissen an der Garderobe abgeben musste, dann fiel es mir schwer, hier meine Erfüllung zu finden und so verzichtete ich erst einmal auf eine weitere Ausbildung und versuchte mich als Autodidakt mit Hilfe von Büchern weiterzubilden.

Aber seinen Lebensaufgaben kann man nicht entgehen und wenn man seinen Weg verliert und nicht lernen will, dann wird man gezwungen, durch Leid zu lernen.

Meine Pferde wurden zu Dauerpatienten und mein Erfahrungsschatz wuchs und mit ihm meine Unzufriedenheit.

In den Folgejahren lernte ich Physiotherapeuten für Pferde kennen, Osteopathen, Craniosakrale Therapeuten, Leute die Bioresonanz als Mittel zur Diagnosestellung nutzten, Akkupunkteure, THPs die nach Penzel massierten, Knocheneinrenker, Radiästheten und sonstige Weltverbesserer, aber mein Eindruck verstärkte sich immer mehr, dass viele von ihnen zwar fachlich ganz hervorragende Arbeit liefern konnten, aber die Ganzheit von Körper, Geist und Seele fehlte mir sehr oft und noch mehr fehlte mir das Fühlen, das Bauchgefühl, das agieren aus dem Unterbewusstsein.

Sie machten einen guten Job – nicht aus der Sicht der Ganzheitlichkeit, aber als Behandler von Krankheiten. Aber was unterschied sie vom schulmedizinisch ausgebildeten und geprägten Tierarzt, der eine Diagnose stellt und allopathisch behandelt? Nur das Heilmittel, denn anstatt Buta als Entzündungshemmer gab es eben homöopathische Globuli für das lahmende Pferd.

Aber meine Vorstellung von diesem Beruf war und ist eine andere, denn so wichtig der Veterinär und die enge Zusammenarbeit des Tierheilpraktikers mit ihm ist, um eine Diagnose zu stellen, so essentiell ist im Unterschied zur Therapie und Behandlung des Tierarztes meiner Meinung nach die universellere Sichtweise des Tierheilpraktikers mit der er die Krankheit betrachtet und seine Therapie danach ausrichtet. Es macht für mich nicht den Tierheilpraktiker aus, wenn er anstatt allopathische Medikamente auszuwählen zur Naturheilkunde greift, denn Globuli bekomme ich auch von einem Schulmediziner – auch wenn er nicht an die Wirkung glaubt – sondern das Verständnis um die Krankheit, die in der Seele beginnt und sich im Körper manifestiert und dort als Symptom sichtbar wird und dies ist für mich die wichtigste Voraussetzung für den Beruf, aber das wiederum setzt voraus, dass der Naturheilkundler die Reife und Tiefe hat, sich auf den Patienten und sein Umfeld einzulassen und nicht nur das Symptom zu behandeln, das offensichtlich und für jeden sichtbar ist.

Leider ist das Wort Ganzheitlichkeit schon nahezu als Modebegriff so abgenutzt und zu Werbezwecken missbraucht worden, dass selbst diejenigen, die ganzheitlich arbeiten wollen nicht mehr wissen, was das bedeutet.

Wenn Geldinstitute damit werben, die „ganzheitliche Bank“ zu sein, weil man dort individuell nach seinen finanziellen Mitteln und Möglichkeiten beraten wird, dann finde ich den Bezug zur Ganzheitlichkeit von Körper, Geist und Seele nicht wieder.

Aber offensichtlich ist die Bedeutung des Wortes auch denen nicht mehr bewusst, deren berufliche Grundlage sie sein sollte, denn nach dem großen materiellen Erfolg zu eifern und die Tierheilpraxis als lukrative Marktlücke zu entdecken, um sich selbst erst einmal zu bereichern, ist nicht der Weg des Erleuchteten. Natürlich muss man von den Einkünften eines Berufes leben können, aber dass man mit der Naturheilkunde auch schnell Scharlatanerie verbindet, dazu tragen meiner Meinung nach einige Tierheilpraktiker fleissig bei, wenn sie ihre Dienste zu exorbitanten Preisen anbieten, weil man als besorgter Tierbesitzer bereit ist, für den letzten Strohhalm, an dem man sich noch klammern kann auch das letzte Hemd zu geben.

Was mich aber noch mehr stört, als die zumindest fachlich perfekten Behandler sind diejenigen, welche sich zum Missionar in Sachen Heilen und Helfen berufen fühlten, dies aber vorzugsweise mit drohend erhobenem Zeigefinger umzusetzen versuchen, indem sie ihre Überzeugungen zur Religion machen und ihren Weg als den allein richtigen zulassen. „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich und wer gegen mich ist, der hat prinzipiell unrecht“.

Ein THP, der seinen Behandlungsvorschlag mit den Worten beendete:“ … Du musst das natürlich nicht so machen, aber wenn Du es nicht tust, wirst Du schon sehen, was Du davon hast und wenn Du Dich für den Tod Deines Pferdes verantwortlich fühlen willst … bitte, das ist ja Deine Sache“, versuchte mich mit der geschürten Furcht um mein Pferd unter Druck zu setzten, aber ob das der richtige Weg ist, Vertrauen zu schaffen und zu helfen?

Ich lasse mich nicht erpressen und ich fragte ihn, ob er glaubt, dass es ihm gelingt, meinem Pferd zu helfen, wenn er die Krankheit nicht bei mir – in meinen Ängsten und Sorgen sucht – sondern zusätzlich noch negative Energien freisetzt, indem er meine Furcht und Sorge noch schürt, anstatt mir gute Gedanken, Licht, Liebe und Kraft zu geben

… er hat es nicht verstanden.

Er fand auch keinen Bezug zwischen meinen Lebensaufgaben und der Krankheit des Pferdes und so suchte er Ursachen, die dreidimensional betrachtet wohl schon als Auslöser der Krankheit in Frage gekommen wären, aber von einem THP erwarte ich einen anderen Denkansatz, als von einem Schulmediziner.

Anstatt positive Energien fließen zu lassen und Mut zu machen für einen guten Erfolg, wird erst einmal Panik verbreitet, damit die eigene Wichtigkeit auch zur Geltung kommt … auch das ist nicht der Weg des Erleuchteten.

Es gibt ganz sicher auch Tierheilpraktiker, die sich von denen unterscheiden, die ich kennen lernte und die mein Bild von der Gilde prägten, aber nachdem ich immer öfter Therapeuten begegnete, deren Weg ich eher als gescheitert denn als gelungen bezeichnen würde und immer häufiger auf Menschen traf, die meine Ängste und Probleme teilten, fasste ich den Entschluss, nicht weiter über die Situation zu lamentieren, sondern aktiv etwas zu verändern

– nicht nur meckern, sondern besser machen …

es gibt bekanntlich keine Zufälle, aber zuerst einmal beschränkte mich weiterhin darauf, mein erarbeitetes Wissen unseren Deckkunden zur Verfügung zu stellen und nachdem wir in jedem Jahr auch Stuten tragend bekamen, die als unfruchtbar aus der Zucht genommen wurden, fing auch unsere Vertragstierärztin an, sich für meine alternativen Behandlungsmethoden zu interessieren.

Natürlich nützen Pulsatilla und Frauenmantelkraut alleine nichts, wenn man nicht auf einen gynäkologisch sattelfesten Tierarzt als starken Partner zählen kann und so hat ganz sicher die Zusammenarbeit der Pferdeklinik Mühlen und unserer Vertragstierärztin Frau Dr. Görgens maßgeblich zu unserem Erfolg beigetragen.

Erfolg macht Mut auf neue Wege und so überlegten wir, ob es nicht sinnvoll wäre, unsere Station primär unter dem Gesichtspunkt zu führen, dass wir uns auf „unfruchtbare“ Stuten spezialisieren, welche allopathisch austherapiert waren, aber ohne Prüfung und Zertifikat und Verband im Rücken wollte ich den Weg nur ungern gehen und so habe ich mich wieder bei der Fraktion der Tierheilpraktiker zurückgemeldet.

Ich hoffe, dass ich nun auch meine Berufung gefunden habe, denn ich bin überzeugt, dass uns nicht zufällig die Deckstation gegeben wurde, deren Räume sich hervorragend zur Behandlung von Pferden eignen und deren Platzangebot mir Raum genug gibt, auch meine Kräuterküche zu installieren und auch die große Anzahl meiner Patienten, die mein Lazarett bevölkerten und die Häufigkeit der Begegnungen mit suchenden Menschen lassen nur den Schluß zu, dass da jemand im Universum kräftig am Schicksalsrad drehte und damit Zeichen setzte.

Natürlich bleibt die Besamungsstation (schlossen wir 2012) für besondere Kunden weiterhin bestehen, denn Brave Heart und Kumpane sollen ja trotz allem aktiv am Zuchtgeschehen teilnehmen. Meine Ausbildung als Besamungswartin kommt mir auch als Tierheilpraktikerin entgegen und meine Erfahrung als Futtermittelverkäuferin und Beraterin ist auch für rekonvaleszente Pferde wichtig. Der Reitsportladen wird vermutlich in Zukunft mehr dazu genutzt werden, meine Kräutermischungen und Zusatzfütterchen zu verkaufen, aber ich will auch nicht zu weit vorplanen, denn garantiert hat das Universum da noch ein paar ganz kreative Ideen, die ich umsetzten darf.

Ich denke nicht, dass ich die Welt um ein vielfaches verbessern werde, aber ich hoffe, dass mein Ziel, dem Menschen und seinem Tier als Einheit in der Heilung von Krankheiten zu behandeln, ein Stück weit zur Erweiterung des Bewusstseins des Menschen zum Wohle seines Tieres beitragen kann.

Eure  Sabine Bröckel – Tierheilpraktikerin

Hinweis

Dieser Text beruht auf eigenen Erfahrungen und Fachliteratur. Ein Heil- oder sonstiges Versprechen ist daraus nicht abzuleiten.

Für die korrekte Anwendung, Dosierung und Fütterung kann ich keine Haftung übernehmen. Jeder Tierhalter ist für seine Tiere, jede Tierhalterin für ihre Tiere, selbst verantwortlich. Stets sollte der Tierarzt/Tierärztin oder Tierheilpraktiker/in Eures Vertrauens bei einer Ernährungsumstellung zu Rate gezogen werden, denn jedes Tier verhält sich anders und reagiert möglicherweise unterschiedlich auf bestimmte Inhaltstoffe.

© Copyright Sabine Bröckel / Tierheilpraktikerin, Autorin und Besamungswartin