Abschied von Elvis

Ich habe auf Dich gewartet

Als ich einen schmerzlich vermisste, den ich gehen lassen musste

und Du den leeren Platz mit neuem Glück fülltest

 

Ich habe auf Dich gewartet

An jedem Tag, bei jedem Ausflug in den Wald

An jeder Stelle, die Dich faszinierte mit ihrem Duft

 

Ich habe auf Dich gewartet

Als Du eines Nachts einen Ausflug ganz alleine unternahmst

Und mir bewusst wurde, wie schrecklich es ist, Dich vermissen zu müssen

 

Ich habe auf Dich gewartet

Als die Krankheit Dich schwach und müde machte

Und Dir der Atem fehlte, um mit flottem Schritt voraus zu gehen

 

Ich habe gern auf Dich gewartet

Doch jenseits der Regenbogenbrücke

Da wartete Dein Herrchen auf Dich, das Dir vorausgegangen war

 

Es ist schmerzvoll, nicht mehr auf Dich warten zu dürfen.

 

Doch es ist mir Trost zu wissen,

dass der Augenblick, in dem ich Dich gehen lassen musste

Auch ein Augenblick der Freude nach dem langen Warten auf Dich war

 

Du hast hier bei mir auf diesen Tag gewartet …

Den Tag Deiner Rückkehr zu ihm und Eures Wiedersehens

… und den unseres Abschieds.

Elvis Trauer-int

 

Ihr Lieben,

so viele Nachrichten mit tröstenden und mitfühlenden Worten haben mich nach Elvis Tod erreicht und so oft wurde mir die Frage gestellt, was geschah, dass Elvis uns so plötzlich verlassen musste, dass ich denke, dass ich Euch – auch wenn es mir noch unsagbar schwer fällt, über meinen Elvis-Muckel zu schreiben, ohne dass Tränen fließen – erzählen sollte, warum Elvis seiner Bommeline mit gerade mal sechs Jahren und nur 19 Wochen nach ihrem Tod über die Regenbogenbrücke folgte.

 

Manche von Euch wussten, dass Elvis von der LPN1-Genmutation betroffen war.

 

Wir ahnten es schon kurz nach seinem Einzug, auch wenn uns versichert wurde, dass das Zittern der Hinterbeine von einem Tierarzt als unbedenklich abgeklärt worden war, denn Elvis stolperte viel, verschluckte sich oft und geriet ungewöhnlich schnell außer Puste. Dazu kam, dass sein Bellen – was er seltenst hören ließ – heiser klang und er auch deutlich hörbar atmete, wenn er sich nicht anstrengte.

 

Es war also keine Überraschung für uns, dass sich unser Verdacht bestätigte, denn wir kannten die Symptome bereits von Müslis Krankheitsverlauf.

 

Trotzdem mochten wir nie aufhören zu hoffen, dass vielleicht doch noch ein Wunder geschieht und Elvis mit auch mit der Krankheit alt werden kann.

 

Eine Zeitlang schien es auch keine nennenswerte Verschlechterungen zu geben, aber kurz nach Bommelines Tod begann Elvis zu husten und spuckte dabei immer mal wieder eine kleine Menge Flüssigkeit. Ich hätte mir gewünscht, dass er sich lediglich erkältet hatte, aber der Tierarzt fand keinen Hinweis auf einen Infekt – Elvis Lymphknoten waren klein und unauffällig und er hatte kein Fieber. Wir mussten akzeptieren, dass die Kehlkopflähmung und die damit verbundene Atemnot bereits die Lunge angegriffen hatte und die sich mit Flüssigkeit füllte.

 

Das war auch ein Grund dafür, dass wir uns entschieden, ihm keine Gefährtin mehr zu geben, denn auch wenn Elvis die Gesellschaft der Bommeline geschätzt hatte, merkte ich, dass er es noch mehr genoß, endlich den Thron besteigen zu dürfen, den sie stets besetzt gehalten hatte.

 

Fast möchte ich behaupten, dass er ahnte, wie wenig Zeit ihm noch blieb und dass er sie mit der Höchstdosierung an Glück füllen wollte – und genau das wollte ich für ihn tun und ihm alles gönnen, was er glaubte, bislang versäumt zu haben … besonders in den Wochen, in denen der Bommelines Befindlichkeit in den Vordergrund gerückt war und wir uns so intensiv um sie kümmerten, dass für Elvis manchmal nicht ganz so viel Bemühung übrig blieb, wie er sich das gewünscht hätte.

 

So sollte er nun nichts mehr teilen müssen und ganz intensiv verwöhnt werden.

 

Dazu gehörte auch, dass ich auf alle Futterregeln pfiff und ihm anbot, was ihm gerade schmeckte. Gut, vielleicht wird nun mancher grinsen und sich daran erinnern, dass ich unseren Hunden irgendwie immer ein Büffet richtete und meine Vorstellungen dabei weniger eine Rolle spielten, als die Freude der Hunde an ihren Mahlzeiten … und ja, grinst nur, denn Ihr habt ja Recht. Aber wenn ich darüber nachdenke, wie kurz das Leben meiner Leonberger war, bin ich froh, dass ich es ihnen mit jeder Freude füllen durfte, die mir umzusetzen möglich war.

 

Elvis mochte Trockenfutter eigentlich nie. Es musste immer eine Form von Dressing drüber gegeben werden und selbst dann fraß er nur aus seinem Selbsterhaltungstrieb heraus, was in seinem Napf lag. Nach einem Ausflug in die Abteilung Dosenfutter (in unserer Vorratskammer sieht es aus, wie im Lager einer Fressnapf-Filiale) erfüllte ich Elvis seinen Wunsch nach dem Verzehr von „toter Kuh“.

 

Ich begann ihn zu barfen und das gefiel ihm sehr gut, nur merkte ich, dass er trotz sorgsam ausgetüftelten Mahlzeiten und genügend Futter immer „klappriger“ wurde. Der Tierarzt stellte fest, dass er extrem an Muskulatur verloren hatte – obwohl ich täglich eine Stunde mit ihm lief.

 

Uns war bewusst, dass man die Krankheit nicht heilen kann, aber wir wollten nichts unversucht lassen, wenigstens die Symptome zu lindern … und ich gebe zu, dass ich in dem Fall auch bereit war, ihm Medikamente zu geben, die ich sonst mit großer Skepsis betrachte, aber dass es ein Wunder geben würde, das ihm seine Gesundheit zurückgibt, konnte ich nicht mehr hoffen und Nebenwirkungen hat die LPN1 so viele, dass es auf die der Medikamente auch nicht mehr ankam, solange wir ihm damit ein Stück Wohlbefinden zurückgeben konnten.

 

Aber Elvis Appetit litt immer mehr und er wirkte immer schmaler und kraftloser. Er mochte irgendwann nur noch mageres Rindfleisch und Zusätze wie Gemüse oder Innereien lehnte er komplett ab. Ich habe wirklich alles probiert, was der Markt hergibt und schlussendlich entschied sich Elvis, zumindest noch das Rinti Filetto gerne zu essen. Also bestellte ich ihm eben Rinti Filetto in 400 g Dosen.

 

Der Verlauf der Krankheit ließ sich aber trotz des wiedergekehrten Appetits nicht aufhalten. Elvis war immer öfter orientierungslos, stand vor Wänden und Türen und auch wenn wir zuerst noch lachten, wenn er mal wieder vor einer Tür ausharrte, als erwartete er dahinter jemanden zu finden, merkten wir, dass er selbst manchmal nicht wusste, wie er sich vor ein unüberwindbares Hindernis manövriert hatte und das war gar nicht mehr lustig, denn Elvis fiel es schwer, rückwärts zu laufen oder sich umzudrehen. Er schwankte, stolperte und fiel fast hin.

 

Eine Zeitlang dachte ich, er wäre plötzlich taub geworden, weil er nicht mehr reagierte, wenn man ihn rief oder fürchterlich erschrak, wenn man ihn dann anfasste … seine Reizleitung funkltionierte einfach nicht mehr so, wie sie das sollte und der Tierarzt konnte mich zwar beruhigen, dass mein Hund keinesfalls taub ist, aber so wirklich beruhigend war das trotzdem nicht.

 

Obwohl uns die Verschlechterung seines Gesundheitszustandes gar nicht so extrem auffiel, weil es schleichend geschah. Wirt hatten uns an sein lautes Atmen gewöhnt und an sein Stolpern und daran, dass er mit seinen Hinterbeinen komisch lief, wenn er ein Hinterbein hochhob, um es dann irgendwann einfach auf die Pfote fallen zu lassen, als hätte er vergessen, dass er einen Schritt vorwärts machen wollte.

 

Aber als am 12. März Freunde zur Geburtstagsfeier meines Mannes kamen und wir zusammen mit ihrer Hündin Hetty und Elvis spazieren gingen, waren die geschockt, wie sehr Elvis schon nach kurzer Strecke röchelte und schaumig sabberte. Mir wurde zu dem Zeitpunkt erstmalig bewusst, dass ich mich mit den Begleitumständen der Krankheit schon arrangiert hatte.

 

Elvis wirkte zu dem Zeitpunkt jedoch auch noch nicht schwach oder hinfällig – im Gegenteil: Er fraß mit Appetit und liebte unsere Spaziergänge, tanzte ab 19 Uhr um mich herum und jengelte, wenn ich mich mal verspätete und er etwas länger warten musste, bis ich ihm sein Geschirr umlegte. Nur röchelte er dabei wie Darth Vader.

 

Dass er dann aber doch so schnell abbauen würde und die Krankheit ihm so sehr zusetzen würde, dass meine Hoffnung, mit ihm auf jeden Fall mindestens noch seinen siebten Geburtstag im September feiern zu können, sich so rasch zerschlagen sollte, hätte ich nicht erwartet.

 

Sicher merkte ich, dass er keine so langen Runden mehr laufen wollte und auf dem Heimweg auch nicht mehr fröhlich vorausrannte, sondern hinter mir herschlich. Mir fiel auf, dass er nicht mehr, wie noch im Januar und Februar im flotten Trab unterwegs war, und auch nicht mehr hinter mir hergaloppierte, wenn ich weiter lief, während er erst noch die intensiv duftenden Stellen gebührend beschnuppern und anschließend begießen musste. Er schaffte es kaum mehr, mich einzuholen und so wartete ich dann eben auf ihn, bis er soweit war, mit mir weiter zu laufen.

 

Am Sonntag, den 14. Mai war Elvis aber so langsam unterwegs, dass ich nach zwanzig Minuten mit ihm umkehrte.

 

Wobei das Problem ja auch war, dass Elvis zum einen keine Häufchen auf den Hof setzte und zum anderen nur im Wald zu kackern wünschte. Ging ich mit ihm den Feldern lang, verkniff er es sich, in der „Öffentlichkeit“ hinzusetzen. Im Wald hingegen zog er sich unter ein Gebüsch zurück und fast war ich geneigt, ihm zum Zeitvertreib eine Zeitung zu reichen, wenn er sein wichtiges Geschäft in der Deckung dichter Blätter erledigte.

 

Aber meine kurzfristig sinnvoll scheinende Idee, mit Elvis an den Waldrand zu fahren, um dann von dort aus mit ihm zu laufen, damit er sich im Wald lösen kann, aber nicht so weit laufen muss, funktionierte auch nicht, denn Elvis brauchte eine bestimmte Laufstrecke, um seine Verdauung in Gang zu bringen.

 

Obwohl es am Sonntag geregnet hatte und es recht kühl war, ließ sich Elvis in jede größere Pfütze fallen, um sich abzukühlen und auszuruhen. Nun liebte Elvis das Wasser in jeder Form und hatte sich auch stets in jede Pfütze geworfen, als es ihm noch gut ging, aber an jenem Sonntag hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass er Mühe hatte, wieder auf die Beine zu kommen.

 

Als er dann aber einen Fahrradfahrer anpöbelte, als der uns überholte, staunte ich, welche Energie dann doch wieder in meinem kranken Hund steckte … allerdings hätte er mich drei Monate zuvor bei einer solchen Attacke noch von den Füßen gerissen, während ich ihn nun problemlos zurückhalten konnte.

 

Am Montag wollte Elvis nichts fressen. Nachdem er aber ein wohlgeformtes Häufchen produziert hatte (nachdem er es sich tags zuvor verkniffen hatte, war er mit der idealen Stelle nicht mehr ganz so wählerisch) und sich auch nicht übergab, meinte der Tierarzt, dass die Medikamente auch Einfluss auf seinen Appetit nehmen und wenn er am Dienstag immer noch nichts fressen mag, wir vorbei kommen sollen.

 

Am Abend nahm Elvis aber seinen Swissbone-Kauknochen und knabberte ihn auch komplett auf. In diesem Moment überlegte ich dann schon, ob der mich gerade testet, damit ich das Futterlevel wieder erhöhe.

 

Unser Abendspaziergang war aber wieder eher kurz und zuhause verkroch Elvis sich auch gleich unter den Schreibtisch … da bekam ich wirklich große Angst um ihn, denn Anka und die Bommeline hatten sich auch unter Tische und Bänke zurück gezogen, als sie merkten, dass die Lebenskraft aus ihnen weicht.

 

Am Dienstag fraß Elvis wieder nichts. Nicht mal seinen Swissbone-Knochen und ich ahnte, dass wenn ich den Tierarzt anrufe, ich einen Entscheid würde treffen müssen, den ich einfach noch nicht bereit war, zu treffen.

 

Ich verschob den Anruf beim Tierarzt darum noch einen Tag und hoffte, dass Elvis sich vielleicht doch bei seinem Pfützenbad erkältet hatte und am Mittwoch wieder munterer sein würde.

 

Aber als ich am Abend mit ihm laufen wollte, reagierte er kaum auf meine Bitte, doch mitzukommen. Kein Gehüpfe, kein Gejengle, weil wir schon später dran waren, als sonst.

 

Aber als ich ihm das Geschirr umschnallte, kam er trotzdem mit. Rund achzig Meter weit schlich er hinter mir her … dann schwankte er und ließ sich fallen. Mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen und ich hatte so eine Angst, dass Elvis nun auf diesem Weg stirbt und ich ihm nicht helfen kann. Nach ca. fünf Minuten stand er auf … oder erhob sich eher mühsam, um sich dann kurz vor Zuhause wieder fallen zu lassen.

 

Nun befanden wir uns exakt vor dem Sträßchen, das vor unserer Hofeinfahrt entlang läuft und ich fürchtete, dass wenn ich nun losrenne, um Hilfe zu holen, er hinter mir herläuft und dann in Gefahr gerät, vor einem durchfahrenden Auto zu landen.

 

Elvis war ja stets von der Sorte „Stalker“, bei dem man nicht einmal alleine auf die Toilette gehen konnte, ohne dass er darauf bestand, mich auch dorthin begleiten zu dürfen. Ich weiß, dass man ein solches Verhalten des Hundes nicht tolerieren und sich von ihm kontrollieren lassen sollte, aber nachdem Elvis schon sein Herrchen loslassen musste, wollte ich ihm die Sicherheit nicht nehmen, die es ihm gab, mir stets überall hin zu folgen, um das Risiko zu minimieren, mich nicht auch noch zu verlieren.

 

Also band ich ihn mit der Leine an einen Baum und rannte los. Elvis hob, ganz untypisch für ihn, nur kurz den Kopf, als ich mich noch einmal umdrehte, versuchte nicht einmal ansatzweise, mir zu folgen, sondern legte seine Schnauze wieder auf die Erde, seufzte tief und schaute mich an, als wollte er sagen: „Lass mich einfach liegen – ich bin müde und mag nicht mehr“. Mir zerriss es fast das Herz, weil ich ihn nun auch noch kurz alleine lassen musste. Aber er konnte mich sehen und ich ihn auch und darum brüllte ich Micha durchs Fenster zu, dass er sofort mitkommen muss, weil ich Elvis nicht mehr auf die Füße bekomme.

 

Micha und Nixi kamen sofort und Micha holte dann das Auto, damit wir Elvis nach Hause fahren hätten können. Als Micha vor Elvis anhielt, stand der auf und freute sich, nun Auto fahren zu dürfen … nur fehlte ihm die Kraft, ins Auto zu springen. Wir versuchten ihn gemeinsam hoch zu heben, aber er war einfach zu schwer, um ihn zu tragen. Während wir noch überlegten, wie wir Elvis nach Hause transportieren können, marschierte er los und von Micha und Nixi gestützt, schaffte er es dann bis zum Haus, wo er sich dann vor dem Eingang wieder hinlegte.

 

Ich setzte mich zu ihm und wartete, bis er von selbst aufstehen konnte, um dann mit ihm zusammen durch die Tür zu gehen. Fressen mochte er natürlich nichts, aber er kam gegen Mitternacht zu mir ins Bett und schaffte es sogar alleine hochzuklettern.

 

Rund zwei Stunden später wurde ich wach, weil Elvis fürchterlich nach Atem rang. Micha war bereits wach und ich holte für Elvis Medikamente und zog ihn mit ins Bad, wo es am kühlsten ist und wo ich die Tür nach draußen und ein Fenster öffnen konnte, damit er Luft bekommt. Nach ca. 30 Minuten atmete er auch wieder deutlich ruhiger und schlief dann – mit dem Kopf auf meinem Schoß – auch wieder ein. Gegen fünf war ich dann aber so müde und steif, dass ich vorsichtig unter ihm vorrobbte, um wenigstens noch zwei Stunden schlafen zu können.

 

Um sechs kam Elvis dann zu Micha und der nahm in dann auch mit nach draußen – wie jeden Morgen. Allerdings dauerte der Gassigang auch deutlich länger als sonst und als Micha mit Elvis zurück kam, meinte er, dass ich den Tierarzt anrufen sollte, weil Elvis Richtung Reitplatz gelaufen war, davor wieder zusammenbrach und fünf Minuten brauchte, um sich wieder erheben zu können und zurück zu laufen … aber kurz vor dem Hauseingang lag er dann auch wieder und brauchte wieder eine ganze Zeit, bis er die Kraft gesammelt hatte, wieder aufzustehen.

 

Der Tierarzt meinte, wir sollen mit Elvis in die Praxis kommen, denn auch er hoffte noch, dass er sich nur erkältet hatte und mit Medikamenten noch mal fitter werden könnte. Allerdings hatte er noch einen OP-Termin und so fuhren wir erst gegen neun Uhr los, als er uns anrief und meinte, dass wir jetzt kommen können.

 

Zu meinem Erstaunen sprang Elvis ins Auto und schien sich zu freuen, dass wir mit ihm einen Ausflug machen … mir schossen aber schon wieder die Tränen in die Augen, denn auch wenn ich auf eine Erkältung hoffte und Elvis munterer Sprung ins Heck des Wagens in mir Zweifel weckten, dass ihm wirklich die Lebenskraft fehlt, ahnte ich, dass das nicht gut ausgeht.

 

In der Praxis war Elvis dann auch sehr interessiert an all den Gerüchen, aber er hechelte nach dieser kurzen Exkursion auch schon wieder so laut, dass mich die Tierärztin bat, ihm ganz kurz die Schnauze zuzuhalten, damit sie ihn abhören kann.

 

Das Gesicht, das sie dabei machte, wirkte so besorgt, dass sie nichts hätte sagen müssen, um zu wissen, dass wir den Entscheid nun treffen mussten.

 

Auch wenn wir wussten, dass wir Elvis mit dem Erlösen vor einem nahen Erstickungstod bewahren, war es so schwer zu nicken, als die Tierärztin sagte, dass jede Behandlung das Leiden nur verlängert und ihm bestenfalls noch ein oder zwei Tage gibt und dass wenn er nicht mehr frisst, er sich eigentlich auch schon aufgegeben hat.

 

Ich hätte ihn lieber zuhause einschlafen lassen, aber die Hoffnung, dass man ihm in der Praxis vielleicht doch noch helfen kann, hätte ich auch nicht einfach aufgeben wollen, um mir dann später Vorwürfe zu machen, nicht bis zum Ende um ihn gekämpft zu haben.

 

Die Tierärztin machte dann den Vorschlag, dass er in seinem Auto und auf seinem vertrauten Deckchen einschlafen kann und so durfte er noch mal selbst ins Auto hüpfen, bevor er darin mit einem tiefen Atemzug für immer einschlief … und dass sein Herz schon still stand, bevor die Hälfte der Flüssigkeit aus der Spritze in seine Vene geflossen war, zeigte uns, dass sein Körper schon sehr schwach gewesen ist und er bereit war, über die Regenbogenbrücke zu gehen.

 

Nach dem Tod der Bommeline war ich verzweifelt, weil sie so sehr um ihr Leben gekämpft hatte. Nach Elvis Tod war ich unendlich traurig, aber er hatte nicht gegen den Tod angekämpft, sondern ihn angenommen … und wahrscheinlich war er, während meine Tränen noch auf sein Fell tropften, schon seinem Herrchen Micha entgegen gelaufen und freute sich, ihn endlich wieder zu sehen und wieder bei ihm sein zu dürfen.

 

Meinen Frieden mit seinem Tod konnte ich aber erst gestern machen, als seine Patentante Claudia mir eine sehr berührende Email schrieb.

 

Man kann viele Dinge, die wir uns nur schwer erklären können, als Spökenkiekerei ablehnen, aber ich glaube daran, dass es Menschen gibt, die einen Kontakt zur Seelenwelt finden können und so ein Mensch fragte Claudia, ob sie einen Hund kennt, einen großen Braunen, der vor ca. vier Wochen verstorben ist und ob sie wüsste, ob er in der Nähe von Rosen begraben wurde oder auf seinem Grab Rosen gepflanzt wurden, denn sie sah Rosen in seiner Nähe.

 

Ich war vollkommen verblüfft, als Claudia diese Frage dann an mich weiter gab, denn ich hatte, kurz nach Elvis Tod, eine sehr lange Wanderung über all die Wege unternommen, die wir sonst immer zusammen gegangen waren und habe an jede der Stellen, die er immer besonders intensiv berochen und begossen hatte, eine Rose gelegt und auch an die Stelle, an der er am Dienstag Abend gelegen hatte, als er mir so deutlich zeigte, dass er nicht mehr aufstehen möchte. Die letzte Rose habe ich auf sein Grab gelegt.

 

Niemand wusste das und auch die Frau konnte das nicht wissen. Darum freue ich mich auch ganz besonders, dass ich tatsächlich glauben darf, dass Elvis wieder bei Micha ist und er dankbar für die Liebe ist, die er von uns bekam und dass er sein Leben sehr genossen hat.

 

Die Nachricht hat mich zwar emotional total umgehauen und es flossen viele Tränen, aber im Grunde bin ich glücklich, dass es ihm so gut geht und dankbar dafür, dass ich ihn hüten durfte … auch wenn die Zeit viel zu kurz war.

Eure Sabine Bröckel – Kräuterbine