Kräuterkuren für den Futtertrog

Grundsätzliches


Kräutermischungen werden am Besten mit kochendem Wasser als Aufguss über das Futter verabreicht. Nach meiner Erfahrung wurden sie am Besten angenommen, wenn wir sie in feine Melasseschnitzel gaben, diese dann mit dem kochenden Wasser übergossen und anschließend abgedeckt mindestens 30 Minuten ziehen und quellen ließen, bis sie auf handwarme Temperatur abgekühlt waren und die Pferde sie fressen konnten.

Kurmässige Anwendung über drei Wochen/ tägliche Dosis 50 – 100 Gramm

Aber es gibt natürlich auch andere Möglichkeiten, Kräuter- / mischungen anzuwenden:

  • direkte Gabe in frischer oder getrockneter Form
  • Aufguss mit kochendem Wasser (Teeanwendung oder Infus)
  • Absud
  • Abkochung (Dekokt)
  • Kaltauszug (Mazerat)
  • Tinktur
  • Öl
  • Salbe

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Die Dauer der Anwendung von Kräuterkuren


Die Phytotherapie sollte nur in Ausnahmefällen als Langzeittherapie angewendet werden, da bei allen Anwendungen von allen Heilkräutern eine eventuelle und unerwünschte Gewöhnung eintreten kann.

Eine Kräuterkur dauert in der Regel mindestens drei Wochen, wobei manche Kräuter erst nach sechs Wochen ihre vollumfassende Wirkung erreichen, aber sie sollte auch nicht länger als drei Monate bei akuten Erkrankungen und nicht länger als sechs Monate bei chronischen Beschwerden angewendet werden, weil sich der Organismus sonst an die Wirkstoffe gewöhnt und die Heilkraft der Kräuter durch die Langzeitwirkung abgeschwächt wird oder sogar ganz nachlässt.

Nach einer Daueranwendung sollte darum eine Pause von mindestens drei Monaten eingelegt und bei Bedarf vorübergehend ein anderes Kraut mit ähnlicher Wirkung verwendet werden. Anschließend kann man das Heilkraut wieder problemlos für mindestens drei Monate verwenden und sicher sein, dass es seine positiven Eigenschaften an den Körper abgibt und er sie auch aufnimmt.

Die Dosierung der Kräuter zur innerlichen Anwendung


In der Regel nimmt man bei Einzelkräutern pro Gabe 30 Gramm der getrockneten Pflanze, wobei z.B. Thymian mit höchstens 15 Gramm dosiert werden sollte, da eine höhere Dosierung zu Herzrhythmusstörungen führen kann, ebenfalls sollte die Teufelskralle und der Mönchspfeffer nur mit 15 Gramm verfüttert werden und z.B. Schöllkraut ist leicht giftig und sollte darum nur in geringen Dosen von höchstens 10 Gramm in Mischungen verwendet werden.

Bei frisch verwendeten Kräutern entsprechen 30 Gramm getrocknete Substanz ungefähr 100 Gramm, also einer handvoll, frischen Pflanzen.

Bei Mischungen stellt man in der Regel für Kuren eine Mischung von einem Kilogramm her und nimmt dafür fünf bis zehn verschiedene Heilkräuter von denen man dann je 100 bis 200 Gramm in die Mischung gibt, und dann pro Tag 50 bis 100 Gramm dieser Mischung an ein Pferd verfüttert.

Setzt man eine Kräutermischung nur kurzfristig bei einer akuten Krankheit (Husten, Lahmheit, Pilzerkrankung) bis zur Genesung ein, so nimmt man pro Tag und Gabe in der Regel 10 – 20 Gramm pro Heilkraut, je nachdem wie viele Kräuter man gleichzeitig verwendet. Mehr als zehn Kräuter sind jedoch nicht immer sinnvoll gleichzeitig einzusetzen, sodass man nicht über eine Gabe von 100 Gramm Heilkräuter pro Tag und Pferd kommen sollte.

Manche Kräuter können bei wählerischen Pferden zur Futterverweigerung führen. Hier kann man entweder Traubenzucker oder Honig unter den Auszug oder das Futter mischen. Bei Ingwer hilft meist, ihn unter Apfelmus zu rühren, um ihn den Pferden schmackhaft zu machen.

Die Haltbarkeit von Kräutern


Frische Kräuter sollten möglichst gleich am Tag der Ernte verfüttert werden, (eine Ausnahme sind Brennnesseln oder Disteln, die meistens erst am Tag nach dem Schnitt gefressen werden) da sie sonst verderben oder bei Wärme die Pflanzensäfte zu gären beginnen.

Erntet und trocknet man Heilkräuter selbst, ist darauf zu achten, dass die Trockentemperatur 35 Grad Celsius nicht überschreitet und die Pflanzen nicht dem prallen Sonnenlicht ausgesetzt werden, da sonst wichtige Inhaltsstoffe, wie z.B. die ätherischen Öle verdampfen und verloren gehen.

Ideal ist zum Trocknen der Pflanzen ein Dörrapparat. Hat man jedoch keinen Dörrapparat zur Verfügung, sollte man die Kräuter in einem luftigen, trockenen Raum auslegen, da sie bei feuchtem Raumklima schnell schimmeln und dann verdorben sind.

Ich bewahre die getrockneten Kräuter jeweils in mit ihrem Namen beschrifteten Papiertüten auf, da sie in geschlossenen Behältern, bei geringer Restfeuchtigkeit ebenfalls zu schimmeln beginnen und sie in einer Papiertüte trocken, luftig und dunkel lagern – alle drei Faktoren tragen zur Haltbarkeit bei.

Doch auch bei optimaler Lagerung nehmen die Wirkstoffe mit der Zeit ab und so sollte man getrocknete Kräuter nicht länger als ein Jahr aufbewahren und die Bevorratung an Kräutern so einrichten, dass sie spätestens nach einem Jahr verbraucht sind.

Öle, Salben und Tinkturen sollten möglichst kühl und dunkel gelagert werden. Hier empfiehlt es sich, sie in dunkle Apothekerglasflaschen zu füllen und sie gut verschlossen an einem kühlen Ort zu lagern. Auch hier gilt, dass sie Wirkstoffe nach einem Jahr abnehmen und man Öle und Tinkturen nach einem Jahr aufgebraucht haben sollte um sich der vollen Wirksamkeit sicher sein zu können.

Frisch gepresste oder gezapfte Pflanzensäfte vergären schnell. Man sollte entweder nur die Portion herstellen, die man an einem Tag benötigt oder sie in verschlossenen Glasflaschen im Kühlschrank aufbewahren, aber auch hier kann nach drei Tagen der Gärprozess einsetzen, weshalb man sie, wenn man sie länger anwenden möchte, in kleinen Portionen einfrieren sollte.

Ebenfalls nicht zur längeren Lagerung geeignet sind Pflanzenaufgüsse. Für sie gilt das Gleiche, wie für die Pflanzensäfte, denn man sollte sie möglichst in den Mengen herstellen, welche man pro Tag braucht, oder sie in einer verschlossenen Glasflasche oder einem Marmeladenglas (nie in einem Metallgefäß) im Kühlschrank lagern – jedoch auch nicht länger als drei Tage.

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Anwendungsarten von Kräutern


Die direkte Anwendung als frische oder getrocknete Pflanze

Die meisten Kräuter kann man auch als frische oder getrocknete Pflanze direkt ins Futter des Pferdes geben, denn sie werden in der Regel problemlos mitgefressen. Lediglich bei sehr wählerischen Pferden kann es sinnvoll sein, zur Geschmacksverbesserung Honig oder Traubenzucker zuzufügen oder nur den Aufguss zu verwenden.

Bei leicht giftigen Pflanzen wie der Mistel sollte nur der Kaltauszug, in welchem sich das Gift nicht aus der Pflanze löst, Verwendung finden und die Pflanzenteile nicht mitverfüttert werden.

Ebenso kann es bei Hölzern, Wurzeln oder sehr harten Pflanzenteilen sinnvoll sein, sie entweder pulverisiert, als Tinktur oder als Aufguss zu verwenden.

  • Der Aufguss mit kochendem Wasser (Teeanwendung oder Infus)

Die verbreitetste Form, Kräuter an Pferde zu verabreichen ist der Aufguss, bei dem die frischen oder getrockneten Pflanzen- oder Pflanzenteile wie Teekräuter mit kochendem Wasser überbrüht und dann anschließend 15 Minuten zugedeckt ziehen sollen. Man kann diesen Sud handwarm über das Futter gießen. Die Pflanzenteile können ebenfalls ins Futter gegeben werden und müssen nicht herausgesiebt werden.

In der Regel nimmt man bei Anwendung eines Einzelkrautes 30 Gramm der getrockneten Kräuter, bei frischen Pflanzen entsprechend mehr (ca. 100 Gramm) oder bei der Anwendung einer Kräutermischung je getrocknetem Kraut 10 Gramm, auch hier werden von frischen Pflanzen entsprechend mehr (ca. 30 Gramm) benötigt und übergießt die Kräuter mit 300 bis 500 ml kochendem Wasser. Der Aufguss kann dann innerlich angewendet werden.

Bei uns hat sich die Methode bewährt, die Kräuter über 500 Gramm trockene feine Melasseschnitzel oder Fertigmash zu geben, welche dann mit kochendem Wasser überbrüht und 30 Minuten zugedeckt stehen gelassen werden, bis der Brei auf handwarm abgekühlt ist und den Pferden verabreicht werden kann.

  • Der Absud

Der Absud wird im Prinzip nach dem gleichen Verfahren hergestellt wie der Aufguss oder Teezubereitung. Da er jedoch vor allem äußerlich als Wundauflage, Waschung, Umschlag oder Kompresse verwendet wird, werden die Kräuter aus der Flüssigkeit herausgefiltert. Man kann die Kräuter durchaus noch verfüttern oder als Wundauflage verwenden.

Mit dem Absud tränkt man die Watte, das Mulltuch, bzw. Baumwolltücher oder Bandagenunterlagen und legt diese dann auf die betroffenen Körperstellen auf.

  • Die Abkochung (Dekokt)

Besonders harte Pflanzenteile werden als Abkochung zubereitet. Dies gilt vor allem für Wurzeln und Hölzer. Hierbei gibt man 30 Gramm der Hölzer oder Wurzeln in einen Kochtopf mit ca. einem halben Liter kaltem Wasser und lässt die Mischung auf dem Herd langsam aufkochen und anschließend noch weitere 5 bis 10 Minuten weiterkochen. Anschließend ist es sinnvoll, den Topf abgedeckt stehen zu lassen, bis die Flüssigkeit auf handwarme Temperatur abgekühlt ist. Nun können die Wurzel- oder Holzstücke aus dem Sud genommen und die Flüssigkeit über das Futter gegossen werden.

Kräuter, die viele ätherische Öle haben, sollten nicht abgekocht werden, da sich die ätherischen Öle sonst verflüchtigen würden.

  • Kaltauszug (Mazerat)

Ein Kaltauszug ist bei allen Blüten, Kräutern oder schleimhaltigen Wurzeln, deren Wirkstoffe zu empfindlich sind und durch die Hitzeeinwirkung des kochenden Wassers zerstört werden würden sinnvoll.

Bei der Mistel kommt beispielsweise noch hinzu, dass der leichte Giftstoff, den die Mistel enthält, sich nicht in kaltem Wasser löst und ein Mistelkaltauszug daher ungefährlich ist.

Die Kräuter oder Pflanzenteile (30 Gramm auf einen halben Liter Wasser)  werden für den Kaltauszug mit kaltem Wasser gut bedeckt. Anschließend lässt man sie zugedeckt am besten über Nacht acht bis 12 Stunden ziehen und filtert vor dem Verfüttern die Kräuter heraus und den Kaltauszug entweder direkt übers Futter zu geben oder ihn auf handwarme Temperatur zu erwärmen.

Wichtig ist, dass man für Kaltauszüge nur einwandfreie Kräuter bekannter Herkunft verwenden sollte, denn im Gegensatz zu gekochten oder überbrühten Kräutern werden eventuelle Krankheitserreger beim Kaltauszug nicht durch Hitze abgetötet.

Typische Pflanzen für Kaltauszüge sind:

  • Baldrianwurzel
  • Hagebutten
  • Wasserdost
  • Königskerze
  • Engelwurz
  • Eibisch
  • Malve
  • Mistel

Eure  Sabine Bröckel – Tierheilpraktikerin

Hinweis

Dieser Text beruht auf eigenen Erfahrungen und Fachliteratur. Ein Heil- oder sonstiges Versprechen ist daraus nicht abzuleiten.

Für die korrekte Anwendung, Dosierung und Fütterung kann ich keine Haftung übernehmen. Jeder Tierhalter ist für seine Tiere, jede Tierhalterin für ihre Tiere, selbst verantwortlich. Stets sollte der Tierarzt/Tierärztin oder Tierheilpraktiker/in Eures Vertrauens bei einer Ernährungsumstellung zu Rate gezogen werden, denn jedes Tier verhält sich anders und reagiert möglicherweise unterschiedlich auf bestimmte Inhaltstoffe.

© Copyright Sabine Bröckel / Tierheilpraktikerin, Autorin und Besamungswartin