Kann man erfolgreich leben, ohne materielle Werte zu sammeln?
Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Ich schalte das Fernsehgerät aus, wenn Sendungen gezeigt werden, in denen es vor allem darum geht, mir vorzuführen, wie schön das Leben sein kann, wenn man nicht sparen muss. Nicht, dass ich es den Reichen nicht gönne, dass sie ihr Leben erfolgreich meistern und sich um Geld keine Sorgen machen müssen,
aber in mir macht sich ein Gefühl des Unmuts breit, wenn jemand, der mit „meine Villa, meine Jacht, mein Luxusauto“ protzt und dann erklärt, dass Geld natürlich allein nicht glücklich macht, wie der Blinde von der Farbe spricht.
Gewiss mag es sogar sein, dass der Millionär von heute nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, sondern durchaus weiß, wie es ist, wenn man nicht mit dem Champagner vom Feinkostgeschäft anstößt, sondern sich den günstigsten Sekt aus dem Discounter ins Glas gießt und die Kosten dann trotzdem unter Luxusausgaben verbucht werden müssen. Trotzdem glaube ich, dass man sich zu schnell an das von materiellen Werten bestimmte erfolgreiche Leben gewöhnt, als daran, zur Sparsamkeit gezwungen zu sein. Insofern mag wohl auch der Neid eine Rolle spielen, wenn ich mir nicht anschauen möchte, wie es sich in „Saus und Braus“ leben lässt.
Doch das ist es nicht allein. Vielmehr ist es der Widerspruch, der mir vor Augen gehalten wird, wenn die mit materiellen Werten gesegneten Millionäre ihr erfolgreiches Leben in vollen Zügen genießen und gleichzeitig darauf hinweisen, dass Geld allein nicht glücklich macht, obwohl sie mich doch genau das Glauben machen, wenn sie mir Einblick in ihr erfolgreiches Leben gewähren und ich dabei schlechte Laune bekomme, weil ich mir all diese materiellen Werte nicht leisten kann. Nein eigentlich ist es noch schlimmer, weil ich weiß, dass es nur mein finanziell begrenztes Denken ist, das meine materiellen Werte begrenzt!
Geist schafft Materie – Gedanken schaffen materielle Werte
Bitte lassen sie sich nicht irritieren, wenn Sie nun gelesen haben, dass Geist Materie schafft, denn bevor Sie nun befürchten, dass meine Zeilen eine Richtung einschlagen, die in die Spökenkieckerei geht, dann kann ich Sie beruhigen, denn hier geht es nicht um Geist, im Sinne von Geisterbeschwörung oder Hexenzauber, mit dem man die Lottozahlen zu den eigenen Gunsten manipulieren kann, sondern um die Kraft des positiven Denkens.
Erfolgreicher zu denken bedeutet nämlich nichts anderes, als erfolgreicher zu leben.
Diese Lehre verbreitete der „Papst des positiven Denkens, Dr. Joseph Murphy, schon in den sechziger Jahren in seinen zahlreichen Büchern. Vielen mag sein Beispiel, dass das Marmeladenbrot immer auf die Seite fällt, auf der sich der klebrige Aufstrich auch garantiert mit dem Teppich gegen einem verbündet – oder kurz gesagt, dass sich die Befürchtung, es könnte mit der bestrichenen Seite auf den Boden fallen, eigentlich immer bewahrheitet.
Tatsächlich wurden sogar Thesen von den Gegnern Murphys aufgestellt, die beweisen sollten, dass es etwas damit zu tun hat, dass das Brot auf der Seite schwerer ist und darum auf diese schwerere Seite fällt, aber diese Hypothese konnte durch wissenschaftliche Versuche widerlegt werden. Statt dessen hat dieses Phänomen etwas mit unseren Gedanken zu tun, respektive mit unseren Ängsten, denn Geist schafft Materie.
In dem Moment, in dem mir das Brot aus der Hand fällt, denke ich nicht: „Zum Glück wird das Brot auf die unbestrichene Seite fallen“, sondern frage mich schon, wie ich den klebrigen Fleck aus dem Flor reiben kann, ohne dass von meinem Missgeschick ein Makel zurückbleibt, der den Teppich entwertet.
Damit beeinflusse ich tatsächlich die Realität und werde mich Sekunden später nicht nur über mein Ungeschick, sondern auch noch über einen klebrigen Fleck auf dem Teppich ärgern. Schuld daran ist mein Geist, der quasi eine immaterielle Gedankenblase losschickt, aus der sich Materie formt.
Wer nicht erfolgreich lebt, denkt in die Armut
Die positive Nachricht ist aber, dass genau das, was im negativen Denken zu einer negativen Erwartung und damit zu einem negativen Erleben führt, auch umgekehrt funktionieren kann. Ich vermute, Sie ahnen schon, warum ich mich eher hypothetisch formuliere und nicht überzeugt bin, dass positives Denken zu positiver Erwartung und damit zu positivem Erleben führen wird – weil, wenn es so einfach wäre, jeder der Murphys Bücher gelesen hat, erfolgreich leben würde und mit materiellen Werten gesegnet wäre. Wo also ist der Haken?
Der sitzt genau in unserem Verstand – oder genauer gesagt, in unserer Erfahrung, die unser Verstand zu Wissen verarbeitet.
Nun neigen wir in der Regel dazu, leidvolle Erfahrungen eher in unser Wissen aufzunehmen, als freudvolle Erlebnisse. Zum Beispiel verbinden wir die glühende Herdplatte eher mit der Sorge, dass man sich daran verbrennt oder gar einen Küchenbrand auslöst, wenn man sie nicht ausschaltet, als mit einem gelungenen Gericht, das mit Hilfe ihrer Hitze gegart werden kann.
Das Negativdenken ist also eigentlich ein Vernunftdenken und im Prinzip damit sogar positiv für uns, denn es warnt und schützt uns vor Gefahr. Leider steht es aber auch dem erfolgreichen Leben und materiellen Werten entgegen, denn wir neigen nicht nur dazu vernünftige Entscheide zu treffen, um möglichst kein Risiko einzugehen, das uns schon einmal Schaden brachte, sondern auch dazu, nicht das Beste zu erwarten, das wir uns für ein erfolgreicheres Leben vorstellen könnten,
weil wir, respektive unser Vernunftdenken uns dazu anhält, nur für wahrscheinlich zu halten, was wir wissen, beziehungsweise, was unser Verstand aufgrund von Erlerntem und Erfahrenem als Wissen abspeichert und nicht, was wir hoffen, denn Hoffnung bedeutet nur, dass wir es gerne glauben möchten – und noch schlimmer, denn es bedeutet sogar, dass wir es nur hoffen, weil wir uns nicht sicher sind, ob das, was wir uns wünschen, sich erfüllen kann.
Der Zweifel ist damit der stärkere Gedankenimpuls, als es der Wunsch ist und folglich fließt die Gedankenenergie nicht in das Positive, also die Wunscherfüllung, sondern in das Negative, nämlich dass sich der Wunsch nicht erfüllt. Für das erfolgreiche Leben in Fülle und ausreichend materiellen Werten bedeutet das, dass wir, wenn unser Kontoauszug uns verrät, dass sich unser Kontokorrentkonto dem Limit nähert, welches die Bank an Überzug toleriert, es in der Regel für unwahrscheinlicher halten, reich zu sein und für sehr wahrscheinlich, sparen zu müssen
– und genau die Realität, die unser Verstand uns als die wahrscheinlichste ins Gedächtnis ruft, tritt ein. Das bedeutet: Wer spart – spart sich quasi arm und wird dadurch in der Regel nicht reicher und auch nicht erfolgreicher leben.
Positiv denken – erfolgreicher leben!
Diese Erfahrung mache ich selbst immer wieder, dass ich mich beispielsweise im einen Augenblick freue, weil ich dank geschickten Handelns auf dem Flohmarkt ein Mobiltelefon viel preisgünstiger erwerben konnte, als wenn ich es in einem Fachgeschäft gekauft hätte, um mich dann zuhause zu ärgern, weil es entgegen der Versicherung des Verkäufers, dass es voll funktionsfähig sei, kaputt ist und ich mein Geld in Elektronikschrott investierte.
Noch gravierender wurde mir bewusst, dass ich förmlich einen Verlust erwartete und damit provozierte, als ich bei einer Internetauktion einen Sattel für unter 100 € ersteigerte, denn meine Freude währte genau bis zu dem Moment, in dem ich das Paket öffnete und feststellte, dass es einen triftigen Grund für den Verkäufer gab, kein Foto einzustellen und für die anderen Interessenten, nicht so hoch zu bieten, wie ich das tat. Es handelte sich nämlich weder um das angegebene Modell, noch um die Sitzgröße, welche aus der Beschreibung hervorging und als ob das nicht schon genug der frustrierenden Erlebnisse gewesen wäre, war die „drei Zentimeter offene Naht“ ein Riss von neun Zentimetern und einer von sieben Zentimetern, die jeweils genau neben der Naht lagen und deren fachmännische Reparatur vermutlich den Wert des Sattels übersteigen wird.
Natürlich habe ich mich geärgert, ja sogar überlegt, den Verkäufer, diesen frechen Betrüger bei der Polizei anzuzeigen, aber dann wurde mir bewusst, dass ich nicht nur das Opfer eines Betrugs geworden bin, sondern diesen im Prinzip selbst herausforderte. Schließlich kennt mein Verstand die Preise für qualitativ hochwertige Sättel und weiß, dass man selten wirklich wertvolle Sättel unter Wert kaufen kann und die Chance ungleich höher ist, dass der Wert des Sattels dem bezahlten Preis entspricht (was dann auch bedeutet, dass wenn man wenig bezahlt, man auch wenig Gegenwert erhält), als dass man wenig bezahlt und deutlich mehr Gegenwert erhält.
Wie schon erwähnt ist dies aber nun mein Verstand, der ein ausgemachter Pessimist zu sein scheint und immer das Schlimmste erwartet. Als Optimist wäre mir wohl nicht nur Kummer um den finanziellen Verlust erspart geblieben, sondern ich hätte mich auch noch über einen Sattel von hohem Wert freuen dürfen, den ich günstig ersteigerte, nachdem ich Mut zum Risiko bewies.
Statt dessen erinnerte mich mein Verstand mit warnenden Gedanken daran, dass immer wenn ich glaubte, ein Schnäppchen gemacht zu haben, ich kurz darauf feststellte, dass ich mein Geld auch aus dem Fenster hätte werfen können. In meinem Erfahrungsspeicher sind diesbezüglich so viele negative Erlebnisse eingelagert, dass mein Verstand sich aus einem reichen Fundus bedienen konnte, um meine negative Erwartung zu schüren und sie damit Realität werden zu lassen.
Was im Negativen funktioniert, klappt auch im Positiven – Sie entscheiden, ob sie erfolgreich leben oder nicht
Was hätte ich besser machen können?
Vermutlich hätte ich Ihnen, würden Sie mich um eine Analyse des Geschehenen bitten, erklären, dass Sie bei so einem reichen Erfahrungsschatz keine Chance hatten, ihren Verstand mit positivem Denken zu überzeugen, dass er sein gespeichertes negatives Wissen ruhig löschen kann, weil Sie ihm nun das Gegenteil von dem beweisen, was er zu wissen glaubt. Das Ausmaß der Aufgabe war einfach zu groß, um erfolgreich zum Abschluss geführt zu werden und der Rückschlag war damit vorprogrammiert … und ich bin nun um eine negative Erfahrung reicher, die es mir wiederum schwerer machen wird, das nächste Mal positiv zu denken.
Ich wünsche mir aber, dass meine Erfahrung für Sie zu einem positiven Erleben führt, denn wenn Sie sich selbst kleine Aufgaben stellen, die auch ihr Verstand mit seinem gesamten Erfahrungsschatz, mit dem Sie ihn fütterten, als machbar akzeptiert, dann wird Ihr positives Denken auch zu Ihrem erfolgreichen Leben führen.
Vielleicht versuchen Sie sich auch nicht gerade an dem, was Sie und Ihr Verstand für unwahrscheinlich halten – also nicht gleich den materiellen Gewinn an Wert durch einen Sechser im Lotto -, sondern sagen Sie sich, kurz bevor Sie morgens aufstehen:
„Heute wird das Beste passieren, was ich mir vorstellen kann“.
Damit landen Sie garantiert einen Treffer und leben erfolgreicher … und wenn nicht, dann könnte ich Ihnen noch raten, Ihr Brot auf beiden Seiten mit Marmelade zu bestreichen, um es dann fallen zu lassen – damit leben Sie zwar nicht unbedingt erfolgreicher, aber so haben Sie zumindest das Erfolgserlebnis, dass Sie gleich wussten, dass das Brot mit der Marmeladenseite auf dem Teppich auftrifft und der Fleck den Wert mindern wird und damit bestätigt sich zumindest Ihr negatives Erwarten und was im Negativen klappt, wird auch im Positiven möglich sein – Sie müssen sich nur genauso sicher sein!
Sabine Bröckel- Copyright © 2022