BRAVE HEART – der Trakehner

\"Brave\"

Von Arc de Triomphe Hengstlinie des Perfectionist xx über Jagdheld
Aus der Burgkrone von Memelruf Trakehner Stutenfamilie der Brita O 189 A
Geboren am 14. April 1993 Lebensnummer 09/08065/93

Züchter Hans Schlenker, Villingen-Schwenningen
Schimmel

Gekört am 25. Februar bis 26. Februar 2000 in Lentföhrden vom Zuchtverband für Deutsche Pferde

29. Januar 2008 aufgrund überdurchschnittlich bewerteter Nachkommen anerkannt und eingetragen ins Hengstbuch 1 des Oldenburger Verbandes

Stockmaß 1,72 m

100 Tage-Hengstleistungsprüfung abgelegt in der Hengstleistungsprüfungsanstalt Redefin vom 05. Juli 1999 bis zum 12 Oktober 1999 bestanden mit den nachfolgenden Wertnoten:

Leistung des Hengstes

Ver-

gleichs-

wert

Abwei-

chung

Gewich-

tung (%)

Wert-

punkte

Charakter

(Training)

9,00

8.17

0,83

5.00

1,35

Temperament

(Training)

9,00

7.83

1,17

5.00

1,91

Leistungs-bereitschaft

(Training)

9,00

8.26

0,74

5.00

1,05

Konstitution

(Training)

9,00

8.39

0,61

5.00

0,86

Freispringen

(Prüfung)

7,00

7.51

– 0,51

7.50

– 1,14

Parcours-springen

(Prüfung)

6,50

7.37

– 0,87

10.00

– 2,28

Springanlage

(Training)

6,00

7.30

– 1,30

7.50

– 2,83

Rittigkeit

(Prüfung)

8,00

7.07

0,93

15.00

3,33

Rittigkeit

(Training)

9,00

7.13

1,87

15.00

8,23

Trab

(Prüfung)

8,00

6.83

1,17

2.50

0,87

Trab

(Training)

7,00

6.65

0,35

2.50

0,26

Galopp

(Prüfung)

6,67

6.91

– 0,24

2.50

– 0,19

Galopp

(Training)

7,00

7.35

-0,35

2.50

– 0,27

Schritt

(Prüfung)

6,67

6.77

– 0,10

2.50

– 0,07

Schritt

(Training)

8,00

7.00

1,00

2.50

0,72

Gelände-Galopp

(Prüfung)

6,33

7.03

– 0,70

5.00

– 0,96

Gelände-Manier

(Prüfung)

6,33

6.87

– 0,54

5.00

– 0,74

Altersabzug 5,08

Zuschlag, damit der Mittelwert = 100 wird : 102,43

Gesamtindex : 107.45

(Teilindex Dressur : 118.03 / 5.)

(Teilindex Springen : 82.64 / 20.)

Platzierung : 10./ 23

Leistungsklasse : 2

Zusammen mit dem segensreichen Einfluss der mütterlichen Vorfahren auf die Rittigkeit und Leistungsbereitschaft und dem Springtalent, das Brave Heart wohl vor allem von seinem Vater vererbt wurde, hätte er vielleicht insgesamt eine bessere Platzierung anlässlich seiner Leistungsprüfung erreichen können, die er in der Hengstleistungsprüfungsanstalt Redefin vom 05. Juli 1999 bis zum 12 Oktober 1999 mit einem Dressurindex von 118,03 als Fünfter von 23 teilnehmenden Hengsten im Bereich der Rittigkeit bestand.

Für die erhielt er dann auch die Wertnote 9 im Training und vom Fremdreiter immerhin noch eine 8, wie auch für seinen Schritt und seinen Trab. Sein Charakter, sein Temperament, seine Leistungsbereitschaft und seine Konstitution belohnte die Prüfungskommission mit jeweils einer 9, doch durch das Springen fiel er in der Gesamtwertung auf 107, 45 Punkte nach Altersabzug und den 10. Platz zurück. Dabei hatte er sich gerade in dieser Disziplin noch bei der Körung als besonders talentiert erwiesen und weit überdurchschnittliche Wertnoten erhalten, sodass er damit sogar bei den Holsteiner Züchtern Beachtung fand. Doch während am Tag der Hengstleistungsprüfung wurde sein Freispringen mit einer 7, das Parcoursspringen mit einer 6,5 und die Springanlage gar mit einer 6 beurteilt.

Lag es daran, dass sein Reiter ihn während des 98 Tage andauernden Trainings mehrfach unpassend zum Sprung brachte, ihn zu spät zum Absprung aufforderte und ihn so „in die Stangen rumpeln“ ließ und der Hengst darum in einer Manier sprang, als wäre er auf der Flucht? Wer um die Sensibilität eines Trakehners weiß, wird wohl wie wir annehmen, dass sich Brave Heart zwar als zu ehrlich und leistungsbereit bewies, um die Mitarbeit zu verweigern, aber eben nicht als zu unempfindlich, als dass er die harte Hand, die fehlende Unterstützung und das mangelhafte Taxieren des Reiters hätte ignorieren wollen, um trotzdem mit Bascule und erwünschter Vorderbeintechnik springen zu können. Sicher ärgerten wir uns über die nun nicht gerade rühmlichen Springnoten, auch wenn wir uns mit dem Gedanken trösteten, dass sich ein Hengst nicht alleine in der Leistungsprüfung beweist, sondern vor allem durch seine Vererbung.

Noch mehr jedoch ärgerten wir uns über uns selbst, dass wir nicht eingriffen, als wir feststellten, dass der Reiter des Schimmeligen ihm die Freude am Springen nimmt und der Hengst nur noch mehr aus Verzweiflung sprang, anstatt mit der Begeisterung, die wir von ihm kannten – doch wir hatten es zugelassen, um nicht unangenehm aufzufallen, weil wir fürchteten, dass sich eine Beschwerde vielleicht im Ergebnis der HLP niederschlagen würde und das war unserem Hengst gegenüber unverzeihlich.

Doch wenigstens verzieh er uns recht rasch und bewies, den Züchtern, dass er nicht nur springen kann, sondern das Talent auch an seine Kinder weitergibt. Wobei er vor allem bei den Stutenbesitzerinnen besonders hoch in der Gunst stand, weil er mit seinem Charme die Frauenherzen gewinnt und vielleicht auch, weil er sich eben immer wieder so unverwechselbar in Szene zu setzen weiß, dass ihn schon ein Glorienschein zu umgeben scheint, wenn er aus der Box tritt und es würde mich nicht erstaunen, wenn seine Bewunderer irgendwann vor ihm niederknien und beten würden.

Vielleicht ist sein Snobismus und seine Arroganz sein Geheimnis, dass keiner auf die Idee kommt, an seiner glamourösen Fassade zu kratzen, sondern jeder sich von ihm und seinem Strahlen nur zu gern blenden lässt.

Natürlich ist er ohne Frage eine außergewöhnliche Erscheinung, aber während alle Hengste, die sich je mit ihm vergleichen lassen mussten, sich der Kritik der Züchter gnadenlos aussetzten, verzeiht man ihm jeden Makel, von denen er zwar wirklich nicht viele zu haben scheint, aber selbst wenn er einem immer ein wenig von oben herab behandelt und betrachtet, was bei seiner stattlichen Größe von über einem Meter siebzig und seiner imposanten Erscheinung auch keine Kunst zu sein scheint, wird ihm das nicht als Überheblichkeit angekreidet, sondern als selbstbewusstes Auftreten und maskuline Ausstrahlung auf die Pluspunkteliste geschrieben.

Ich habe mich auch selbst ja schon erwischt, dass ich schon fast versucht war, mich bei ihm zu entschuldigen, wenn er mich mit seinem Monarchenblick anschaute, mit dem er alle seine Untertanen straft, wenn sie ihn ungebührlich lange auf etwas warten lassen und damit seinen Unmut auf sich ziehen oder er beleidigt war, weil wir ihn jemand verärgerte, aber irgendwo muss man seinem Größenwahn ja auch Grenzen setzen und darum bitte ich ihn nicht um Verzeihung, auch wenn er mich noch so streng mit seinen Blicken abmahnt, weil eben vor ihm noch ein paar andere drankommen und er erst dann er seine Möhren erhält, wenn die anderen gefüttert sind – hier geht es nämlich nach der Reihenfolge und nicht nach Schönheit.

Zugute halten muss ich ihm, dass er mich aber wirklich nie, weder willentlich, noch unabsichtlich aus dem Sattel verlor, aber trotzdem würde ich ihn wohl eher nicht wählen, gälte es einen Begleiter zu finden, um durch die Hölle zu reiten, weil ich ihn zu gut kenne, um ihm mein Leben im Reich des Fürsten Hades anzuvertrauen und zu glauben, dass er uns beide heil wieder aus der Unterwelt trägt, denn zum einen bevorzugt er es, sich nicht von seinem Reiter vorschreiben zu lassen wohin er zu gehen hat und zum anderen ist er tief in seinem Herzen ein Feigling, der beim Anblick des Teufels rufen würde:

„Leute seid nicht feige – lasst mich hintern Baum!“

und beim Geruch von Schwefel bin ich sicher, würde er empört flehmen, weil er seine hoheitlichen Nüstern beleidigt. Schimmi ist also ganz sicher nicht der fürs Grobe, und bevor er sich die Hufe schmutzig macht und sich das blütenweiße Seidenfell versengt, nur um mir das Höllenfeuer zu ersparen, würde er wohl sagen: „Tut mir ja wirklich leid, aber in diesem Fall ist mir mein Hintern eben wichtiger als Deiner“, und dann würde er seine Haut retten und schnellstens von dannen galoppieren, ohne sich nur noch einmal nach mir umzudrehen.

.

Da nutze mir das Wissen auch nichts, dass man auf seinem Rücken auch in den Genuss höchsten Reitgefühles kommen kann, denn wenn er am feinen Zügel sacht geführt wird, und man dann erlebt, was es heißt „im Pferd“ zu sitzen und das Schwingen des Pferdes durch den ganzen Köper fließen fühlt und man das Wort Kadenz begreift, wenn die Hanken sich biegen, der mächtige Hals sich vor der Hand des Reiters aufwölbt und man das Gefühl hat, bergauf zu reiten, denn seine Hasenfüßigkeit würde wohl nicht nur die Flucht aus dem Reich der Finsternis mit ihm verhindern, sondern stand auch dem großen Erfolg immer wieder im Weg.

„Er hat Musik in den Beinen und das große Viereck unter den Hufen … leider aber nicht im Kopf“,

urteilte einst sein Ausbilder und er behielt recht, denn Schimmis „Umweltorientiertheit“ ließ ihn in den Dressurprüfungen der Dekoration immer mehr Aufmerksamkeit schenken, als den Aufgaben, die zu erfüllen wir eigentlich angetreten waren. Ich war vielleicht auch zu wenig ehrgeizig und stark im Sattel, um seine nervlichen Schwächen auszugleichen, aber irgendwann hob ich das letzte Mal die Hand und gab es dann auch endgültig auf, mit ihm eine Karriere im Dressursport anzustrengen, für die er sicher prädestiniert gewesen wäre, aber eben nicht mit mir.

Brave Hearts Ahnen väterlicherseits

Dabei gibt es in seiner Ahnengalerie nicht einen, der nicht dazu beitragen hätte können, aus Brave Heart einen ruhmreichen Pferdekönig zu machen, denn sein Vater Arc de Triomphe zeugte zahlreiche Nachkommen, die sich sowohl im Dressurviereck, als auch im Parcours als sichere Schleifensammler erwiesen. Als Beispiel sei der gekörte Piccobello, der den Leistungsnachweis aufgrund seiner Siege in Springprüfungen der Klasse S erbrachte, namentlich genannt.

Väterlicherseits entstammt Brave Heart der Hengstlinie des Perfectionist xx und nachdem nicht nur sein Vater Arc de Triomphe, sondern auch der Vater seiner Mutter – Memelruf – sich auf den gleichen Vollbluthengst und Linienbegründer Perfectionist xx zurückführen lassen, kann man Brave Heart als Produkt einer Linienzucht bezeichnen, bei der sein Züchter Wert auf die Konsolidierung der Eigenschaften legte, die man bei den Nachkommen des Perfectionist betonte, denn die Hengste dieser Linie galten von je her als sehr leistungsbereit und zeichneten sich durch hochwertigen Reiteigenschaft aus .

Dass Zuchterfolg ein Stück weit planbar sein kann, ist kein gut gehütetes Geheimnis, sondern eine Tatsache, doch zum einen lässt sich die Natur nicht ganz und gar in die Karten schauen und zum anderen ist das Züchten wie ein Bus voller Verwandtschaft, bei dem man nie weiß, wer als Erster aussteigen wird.

Trotzdem bedeutet Züchten auch, in Generationen zu denken und so erkennt das züchterisch geschulte Auge bei einem Blick auf den Vater von Arc de Triomphe und damit Großvater väterlicherseits von Brave Heart, dass kein Geringerer als der Dillenburger Landbeschäler Mandant als einer der sichersten Leistungsvererber der Trakehner Zucht in der Nachkriegszeit seine guten Gene in den Genpool unseres Schimmelhengstes mit dazu gab.

Damit sorgte er nicht zuletzt auch dafür, dass Brave Heart immer wieder durch seine überdurchschnittliche Veranlagung und Springmanier auffiel und damit sogar die Holsteiner Züchter überzeugen konnte, dass Trakehner nicht nur schön sind, sondern auch imstande sind, über die Hindernisse zu fliegen, als hätte Pegasus persönlich ihnen seine Flügel dafür geliehen.

Brave Hearts tänzerische Leichtigkeit und sein gewaltiger Schub, den er aus der Hinterhand so einzusetzen weiß, dass ihm weder die schwungvollen Reprisen, noch die versammelten Lektionen schwer fallen, wurde ihm vermutlich von seiner Großmutter väterlicherseits, die Prämien-, Staatsprämien- und Elitestute Arabica vererbt, deren Mutter Arlette bereits sämtliche Titel verliehen wurden, die eine Trakehner Zuchtstute auszeichnen.

Doch nicht nur über ihre Nachkommen konnten Arlette und ihre Tochter Arabica in die Liga der Außergewöhnlichen aufsteigen, sondern auch sportlich bleiben sie kein unbeschriebenes Blatt. Dass Arabica neben ihrer Rolle als erfolgreicher Zuchtstute, sowohl im Dressursport bis L siegreich war, als auch im Fahrsport bis S eine Lebensgewinnsumme von 1.115 € gewann, beweist die Vielseitigkeit ihrer Talente, mit denen auch Brave Heart gesegnet ist, denn wenn sein Mützlein gerade in die Richtung stand, die sein Reiter anstrebte, dann lernte man ihn als lektionssicheres Dressurpferd, als zuverlässigen Springer und leistungsbereiten Partner im Gelände kennen. Seine Eigenwilligkeit ist wohl ein Erbe seines Urgroßvaters, dem Elitehengst Marduc, der sich als Vater der Arabica über Generationen durchzusetzen vermochte – sowohl im Hinblick auf seine Sensibilität, mit der er als nicht immer einfach zu reiten galt, als auch auf seine Gangstärke und Intelligenz. Allerdings nutzte Marduc Letztere, um unter Christian Pläge bei der Galaschau in Neumünster in einer Grand Prix Kür viel Aufsehen zu erregen, nachdem er anlässlich seiner Körung im Jahr 1979 zum Reservesiegerhengst proklamiert wurde und den gleichen Rang bei seiner Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf für sich beanspruchte.

Nun wird gerade den verbeamteten Hengsten, die als Landbeschäler in den Landgestüten wirken, dieser Status oft zum Nachteil, was sich beim Dillenburger Landbeschäler Mandant zeigte, der in seiner herausragenden Qualität erst sehr spät von den Züchtern und den Verbänden bestätigt wurde, weil diese Vererber – im Gegensatz zu den Privatbeschälern – wenig züchterische und reiterliche Förderung und Promotion erfahren und dementsprechend auch wenig genutzt werden. Was jedoch für Mandant als erwiesen gilt, konnte Marduc widerlegen, denn er nahm schon vor seiner Zeit, in den er in die private Hengsthaltung wechselte und bis zu seinem Tod großen Einfluss auf die Trakehner Zucht und wurde von Lars Gehrmann, dem Zuchtleiter des Trakehner Verbandes mit den Worten:

\“Der ausdrucksvolle Gabriel-Enkel war einer der bedeutendsten Vererber der Nachkriegszeit\“

geehrt. Dass dieser herrliche Hengst auch seine Kritiker fand, liegt sich mit daran, dass selbst die besten Vererber nie ganz frei von kleineren Mängeln sind, denn das vollkommene Pferd gibt es nicht. Bei Marduc muss man den Einwand wohl gelten lassen, dass er dafür bekannt war, nicht unbedingt kadavergehorsam dem Willen seiner Reiter Folge zu leisten und dass er diese Neigung zur Eigenwilligkeit auch gerne an seine Nachkommen weitergab oder sie sich sogar über Generationen durchsetzte – ihn jedoch im Pedigree zu finden, bedeutet nicht zuletzt aber auch, sich an herrlich typvollen Pferden von arabischem Überguss erfreuen zu dürfen, deren Schritt die majestätische Würde des Schreitens unterstreicht und deren Galoppade zu einer Offenbarung für jeden wird, der sich im Sattel eines von Marduc geprägten Pferdes geradezu in den Himmel hinauf getragen fühlen darf.

 

Brave Hearts Ahnen mütterlicherseits

Fast möchte man bei dem doch teilweise sehr kontrovers diskutierten Einfluss Marducs auf der Vaterseite von Brave Heart von der Trumpfkarte sprechen, die seine mütterliche Abstammung birgt und bei der man fast erleichtert feststellen könnte, dass die Stuten einen höheren Einfluss auf ihre Fohlen nehmen, als dies die Väter im Allgemeinen tun.

Brave Hearts Mutter Burgkrone entstammt der Trakehner Stutenfamilie der O 189 A Brita (ehemals Brita 414, Nr. 80). Als Tochter des Prämienhengstes Memelruf, welcher im Trakehner Hengstbuch als hervorstechend in Adel, Aufmachung, Linienführung und Gesamtbedeutung des Rahmens beschrieben wird, trug sie in jedem Fall auch dazu bei, dass Brave Heart von den Betrachtern stets als außergewöhnlich edle und stolze Erscheinung wahrgenommen wird und stets auch einen bleibenden Eindruck bei ihnen hinterlässt.

Selten war man gewillt, sich bei einem Pferd zu entschuldigen, wenn es einem strafend und vorwurfsvoll mahnend betrachtet, doch Brave Hearts Monarchenblick, mit dem er etwas arrogant auf einen herabschaut, lässt einen automatisch um Verzeihung bitten, auch wenn man sich eigentlich keiner Schuld bewusst ist, einen Frevel gegen ihn begangen zu haben. Neben dem unverkennbaren Trakehner Adel, für den Memelruf als Veredlerhengst von bester Qualität zum Garanten für die Züchter wurde, die ihn nutzten, bürgte er für deutlich hervortretende Rittigkeitsmerkmale und die wurden bei Brave Heart immer dann bemerkbar, wenn man im Sattel seine Meinung teilte, denn dann brillierte er und schenkte einem Sternstunden der Reiterei, die einem unvergesslich bleiben.

Btave Hearts Großmutter Burgfee lebte von 1997 bis zu ihrem Tod im Jahr 2004 als Mitglied unserer Stutenherde bei uns. Vermutlich lernten wir mit ihr eines der freundlichsten und unkompliziertesten Pferde kennen und schätzen.

Selbst als sie im Alter erblindete, folgte sie eben ihrem Menschen ohne Furcht und voller Vertrauen und wenn ich heute ab und an über den positiven Einfluss des Halbbluthengstes Prince Condé lese und er beschrieben wird als:

den das höchste Mass an Schönheit und Harmonie verkörpernden Halbblüter Prince Condé, Sohn des Prince Rouge xx, welcher seinerseits züchterisch als einer der wertvollsten Vollbluthengste seiner Zeit gesehen wird“ ,

dann kann ich dem aus vollem Herzen zustimmen, weil ich vieles, was an ihm gelobt wurde, in seiner Tochter Burgfee fand. Trotzdem war es wohl ein züchterisch weit vorausschauender Entscheid, dass für Burgfee im Jahr 1985 der Prämienhengst Memelruf ausgesucht wurde, der als Veredlerhengst bester Qualität galt, denn obwohl Burgfee die Tochter eines Halbbluthengstes war und so im Prinzip über genügend Edelblut verfügte, denn hinter ihrer Mutter Bellevue V stand der knochenstarke Uran und um seinen Einfluss nicht im Generationensprung im Fohlen allzu deutlich wiederkehren zu lassen, vertraute man auf den segensreichen Einfluss von Memelruf, der hervorstechend in Adel, Aufmachung, Linienführung und Rahmen war und seine Gesamtbedeutung noch mit deutlich hervortretenden Rittigkeitsmerkmalen zu untermauern wusste.

1986 gebar Burgfee seine Tochter Burgkrone und somit ein weiteres Mitglied der schmalen Trakehner Stutenfamilie der O 189 A Brita, zu der darum auch Brave Heart gehört.

Brave Hearts Vererbung

Nachdem Brave Heart seit dem Jahr 2000 im Deckeinsatz stand und wir uns aufgrund seiner hohen Fruchtbarkeit schon im Jahr 2001 über zahlreiche Nachkommen von ihm freuen durften, denen bi zum Jahr 2010 noch viele Fohlen folgten, welche die Erwartung ihrer Züchter sogar übertrafen, dürfen wir Brave Hearts Vererbung als klar überdurchschnittlich bewerten und wurden in unserer Einschätzung auch von den Verbänden bestätigt, die seine Kinder prämierten.

Auch wenn er sich beim Oldenburger Verband nicht als Vieldecker einen Namen schaffen konnte, so aber doch als zuverlässiger Vererber und „Produzent“ von typvollen Prämienfohlen beweisen, welche die Kommission immer wieder durch raumgreifende Bewegungen, Takt und Schwung überzeugen konnte, dass der Entscheid, seinen Nachkommen das gekrönte O auf den Hinterschenkel zu brennen, der Richtige war.

Auch unter dem Sattel zeichnen sich Brave Hearts Kinder durch Rittigkeit, Leistungsbereitschaft und ein hohes Maß an Intelligenz aus, die sie in der Regel – im Gegensatz zu ihrem Vater – stets zu Gunsten ihrer Reiter einsetzen. Spielerisch leicht lernen sie Dressurlektionen und zeigen nicht nur Talent über den Stangen, sondern auch Freude am Springen.

Das wichtigste Kriterium für uns waren und sind immer die durchweg guten Charaktereigenschaften gewesen, die nicht zuletzt auch dafür sorgten, dass wir drei seiner Töchter in unserer Stutenherde behielten. Brave Hearts Kinder suchen die Nähe des Menschen und verlieren nie den Bezug zu ihm. Ihr Vertrauen scheint grenzenlos und nicht zu erschüttern zu sein, obwohl sie nicht gerade zur Sorte der „schmerzbefreiten“ Ignoranten gehören, sondern immer mit hoher Sensibilität ausgestattet sind.

Nachdem die Nachkommen von Brave Heart in der Regel immer als Verbesserung zur Mutter beurteilt wurden, sah auch so mancher Züchter über die nicht so begehrte Schimmelfarbe hinweg und konnte sich dafür über ein Fohlen freuen, das nicht nur mit tänzerischer Leichtigkeit, sondern auch mit dem Charme seiner Trakehner Ahnen und mit einer Portion freundlicher Gelassenheit die Herzen erobert.

Zu einem weiteren Argument wurde Brave Hearts stattliche Größe von 1,72 m, denn sie gab auch den Züchtern mit kleineren und/ oder knapp im Rahmen stehenden Stuten die Möglichkeit, großrahmigere Fohlen von guter Größe erwarten zu dürfen. Ein weiterer Pluspunkt, der gerade bei den Besitzern von Problemstuten stets für Zufriedenheit sorgte, war seine weit überdurchschnittlich hohe Befruchtungsquote, die in jedem Zuchtjahr auch zu sehr guten Abfohlraten führte.

Wir selbst durften uns über das Wunder freuen, ein Fohlen aus einer „unfruchtbaren“ Stute zu züchten, der Brave Heart bei nur einer Besamung zur Trächtigkeit verhalf. Mit Ménage à trois gelang es uns sogar, den Beweis anzutreten, dass selbst der „verdoppelte“ Marduc in ihrem Pedigree keine Nachteile haben muss, sondern die Potenzierung sogar zu höchster Qualität und hervorragende Charaktereigenschaften führte, über die wir uns täglich freuen dürfen.

Weil auch er mit meinen lyrischen Ergüssen bedacht sein soll, ist dies mein Beitrag dazu

Wenn weiße Schwingen Dir heut wachsen würden
es würde mich gar nicht verblüffen
bist Du der Pegasus doch auch schon ohne sie
wenn kaum die Erde mehr Dein Huf berührt
und Leichtigkeit Deinen Tanz beflügelt
den Du mir schenkst an jedem Tag

Wenn heut auf Deiner Stirn ein goldnes Horn erschiene
auch das verblüffte mich nicht mal
Denn bist das Einhorn Du für uns
das tief in unsere Herzen schaut
ein Wunderwesen von Zauberhand gemacht
das uns sein eigen nennt und nicht wir es

Und wenn ich mir was wünschen dürfte
dann einmal mit Dir eins zu sein
Das Pochen deines Herzens fühlen
als wärs das eigne das da schlägt
das weißer Freund würd mir gefallen
Zentaur sein, allein mit Dir!

Deine (allzeit um Dein Wohlergehen bemühte)
Menschenfreundin Sabine

1 Kommentar zu „BRAVE HEART – der Trakehner“

  1. was für eine wunderbare Erzählung die einen so oft schmunzeln und in die Seele schauen lässt; gespickt mit feiner äußerst kompetente Fachinformation.
    Danke für soviel Liebe zu diesem wunderbaren Trakehner

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